Lernen mit Musik im Ohr: eine gute Idee?

Platz nehmen, Buch aufschlagen und Kopfhörer auf: ist es eine gute Idee, beim Lernen Musik zu hören? eggheads hat das Web nach Antworten durchforstet, damit du Wissen speichern und deine Aus- oder Weiterbildung mit einer erfolgreichen Prüfung krönen kannst.

Köpfhörer auf beim Lernen für die Ausbildung oder Weiterbildung? eggheads klärt auf.

Kopfhörer sind treue Begleiter: sollst du sie beim Lernen anbehalten und Musik laufen lassen? eggheads fasst zusammen.

Musik wirkt – so weit sind sich mehrere Quellen und Studien einig. Wer Musik hört, kann:

  • entspannter sein wie beim Yoga oder Meditieren (mehr)
  • aufgeweckter sein wie beim Sport
  • erleben, wie sich die Stimmung verändert
  • glücklicher sein, da Musik das Glückshormon Dopamin ausschütten und so positive Gefühle auslösen kann.
  • die Aufmerksamkeit lenken.

Was bedeuten diese Auswirkungen von Musik auf Körper und Geist, wenn du den Stoff deiner Ausbildung oder Weiterbildung in den Kopf bekommen willst? Zu einer eindeutigen Antwort führen alle gefundenen Studien und Artikel nicht. Ausser: es kommt drauf an – und zwar darauf:

Musik beim Lernen einschalten bzw. ausschalten

Musik ein- oder ausschalten beim Lernen? Eindeutiges Ergebnis aus einmal Internet querlesen: es kommt drauf an.

Wann du Musik hörst

Vor dem Lernen

Musik berührt und bewegt uns: Sie kann die Motivation, Stimmung oder Aufmerksamkeit beeinflussen und so günstige Voraussetzungen fürs Lernen schaffen. Eine gute Stimmung hat einen positiven Einfluss auf kognitive Leistungen (mehr). Musik kann Dopamin auslösen, das bei angenehmen Aktivitäten wie Essen oder Sex ausgeschüttet wird und im Volksmund als Glückshormon bekannt ist (mehr). Die ausgelösten positiven Gefühle können gemäss Studien das Erinnerungsvermögen stärken. Hinweis darauf ist, dass der Hypokampus für Emotionen zuständig ist und für die Überführung von Informationen aus dem Kurz- ins Langzeitgedächtnis, also die Entstehung von Erinnerungen (mehr)
Eine gesteigerte Motivation kann ebenfalls das Resultat von beschwingten Tönen sein, was besonders geeignet ist, wenn du anschliessend kognitive oder kreative Aufgaben angehts (mehr).

Fazit: vor dem Lernen Musik hören, kann dir helfen, in die richtige Stimmung oder auf das nötige Energie- oder Konzentrationslevel zu kommen.

Musik beim Lernen für die Ausbildung oder Weiterbildung

Musik beim Lernen: C’est le ton qui fait la musique

Während des Lernens

Musik zieht Aufmerksamkeit auf sich und beschäftigt das Hirn, insbesondere wenn sie wortreich gesungen (gerappt etc.) oder schnell ist. Musik ist somit eine kognitive Last für das Hirn, denn es verarbeitet die Worte unbewusst. Für das Lernen heisst dies: nur ein Teil der Kapazität deines Hirns steht für den Stoff zur Verfügung, da der andere Teil den Gesang verarbeitet. Dieses Multitasking bedeutet Stress für das Hirn und beeinträchtigt die Konzentrationsfähigkeit und die Fähigkeit, Informationen lange abzuspeichern. Inhalte gelangen erst ins Kurzzeitgedächtnis und über Repetition ins Langzeitgedächtnis. Musik kann diese Repetition unterbrechen, v.a. wenn Text gesungen wird (mehr).

Dies ist negatives Multitasking, es gibt aber auch eine positive Form: widme dich einer Aufgabe konzentriert und lass im Hintergrund ein Geräusch oder Musik laufen, die du nur unbewusst wahr nimmst. Gemäss Studien kann dies Musik sein mit 60 Grundschlägen pro Minute oder Klassik  (mehr zur Art der Musik weiter unten).

Fazit: Musik beansprucht das Hirn und braucht je nach Art der Musik die Denkleistung, die eigentlich fürs Lernen vorgesehen ist.

Welche Musik du hörst

Musik mit Worten

Das Hirn kann wie bereits erwähnt nicht anders als Worte in Liedern aufzunehmen und zu verarbeiten. Dieses Multitasking teilt die Aufmerksamkeit und reduziert die Denkleistung des Hirns (Studie Perham). Insbesondere bei komplexeren Aufgaben wie beim Lesen oder sonstiger Informationsverarbeitung stört wortreiche Musik – dies gilt somit auch für Popmusik. Diese Art von Musik ist besser geeignet als Belohnung in Lernpausen (vgl. Lerntipps) (mehr). Wer beim Lernen Musik ohne Texte hört, hat eine erhöhte Fähigkeit, Informationen aufzunehmen und zu behalten.

Wortreiche Musik lenkt vom Lernen ab

Wortreiche Musik wie MFG von den Fantastischen Vier beansprucht unbewusst deine Denkleistung.

Rhythmus

Ideal sind 60 Schläge in der Minute, die bei Mozart oder in barocker Musik anzutreffen sind. Gemäss einer Studie der University of Dayton schnitten Teilnehmer einer Studie bei einem Test besser ab, wenn während des Tests Mozart lief.

Mozart hören beim Lernen? Kann passen.

Mozart oder andere klassische Musik ist empfohlen bei Mathe oder Naturwissenschaften.

In Intervallen gespielte melodiöse Musik kann bei repetitiven Aufgaben die Produktivität erhöhen (mehr) – aber da du lernst und nicht am Fliessband arbeitest, ist sie weniger geeignet.

Gefallen

Gemäss einer Studie der University of Wales schnitten Probanden bei einem Test nicht besser ab, wenn sie während des Test Musik hörten, die ihnen gefällt (mehr).

Was du lernst

Wie sich Musikhören beim Lernen auf die spätere Widergabe auswirkt, untersuchten v.a. zwei Studien. Studie Perham kam zum Ergebnis, dass Musik das Lernen beeinträchtigen kann, wenn Informationen sequentiell gespeichert werden müssen. Wenn du zum Beispiel das Periodensystem, Formeln oder das arabische Alphabet auswendig lernen musst, hilft Musik nicht v.a. wenn sie wortreich und schnell ist. Zu einem ähnlichen Schluss kam die Studie Gray: Musik spricht die linke Gehirnhälfte an, ermöglicht logisches Denken und Problemlösen. Empfohlen sind darum beim Lernen von Mathe oder Naturwissenschaften Lieder mit 50 bis 80 Schlägen pro Minute oder Klassik mit 60 bis 70 Schlägen pro Minute. Für kreative Fächer geeignet ist emotionale Musik wie Rock oder Pop, wenn sie zum Thema passt (Diese These steht im Gegensatz zu anderen Studien).

Apropos Mozart und Intelligenz: lange kursierte die Auffassung, dass der IQ hoch klettert, wenn Mozart aus Lautsprechern erklingt (der sogenannte “Mozart Effekt”). Besonders Eifrige spielten Mozart sogar ihren ungeborenen Babies vor. Eine neuere Studie widerlegte diesen Zusammenhang: Mozarts Musik macht nicht schlauer (mehr).

An deine Ausbildung oder Weiterbildung hast du bestimmte Ziele und Erwartungen geknüpft. Wissen aufnehmen und behalten ist eines davon. eggheads hofft, dass dir diese Zusammenstellung hilft, die Frage für dich zu beantworten, ob du beim Lernen Musik hören sollst.

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Photo Credits: Wikimedia, Pixabay, Splitshire

6 Lerntipps für die Abschlussprüfung

Zum Abschluss einer Weiterbildung erwartet dich meist eine mündliche oder schriftliche Prüfung. Viel hast du während des Kurses gesehen und gehört, notiert und überlegt. eggheads.ch bringt einige Lerntipps von Mary Lobdell für dich auf den Punkt, damit du bestens gerüstet zur Abschlussprüfung antreten kannst.

“Study less study smart” klingt zwar etwas nach “Bikinifigur in 14 Tagen” oder “Millionär über Nacht” aber mit Marty Lobdell hat sich ein gestandener Psychologieprofessor ausführlich Gedanken zum Lernen gemacht. Seine Vorlesung dauert über eine Stunde und ist zwar anschaulich gestaltet, aber sie liesse sich auch kürzer halten. Im Sinn von “watch less learn more” hat der eggheads Weiterbildungsblog die wichtigsten Punkte für dich zusammen gefasst, damit nach der Weiterbildung möglichst viel in Erinnerung bleibt.

Das Video in voller Länge:
[youtube https://www.youtube.com/watch?v=IlU-zDU6aQ0]

1. Etappen von 25-30 Minuten bringen dich weiter

Länger büffeln bringt nicht mehr: Unterteil deine Lerntage in Blöcke von 25-30 Minuten, denn nach dieser Zeit schwindet die Fähigkeit, neue Informationen zu speichern. Ist ein Block vorbei, gönn dir in einer Pause von fünf Minuten etwas Lustiges oder Schönes – Belohnungen sind wichtig. Das gilt für die Pausen zwischen den Blöcken als auch am Ende des Tages. Das macht zufrieden und motiviert für den nächsten Tag.

Lerntipp in Intervallen von 25 bis 30 Minuten lernen.

Miss die Zeit: länger als 25-30 Minuten lernen am Stück bringt’s nicht.

2. Schaff eine Lernumgebung

Im Bett, auf dem Sofa oder am Esstisch lernen ist schwierig, da du dich anderes in dieser Umgebung gewohnt bist. Da ein eigenes Zimmer oder Kämmerchen oft nicht vorhanden ist, richte dir eine Ecke ein, die nur für eines da ist: zum Lernen. Der richtige Kontext macht es einfacher, in den Modus zu kommen.

Lernumgebung Bibliothek

Die richtige Lernumgebung muss nicht so aussehen wie dieser historische Bibliothekssaal. Es kann auch eine ausgewählte und bestimmte Ecke in deinem Zuhause sein.

Historischer Bibliothekssaal“ von OLBEigenes Werk. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons.

3. Lerne aktiv

Bevor du in den Stoff deiner Weiterbildung eintauchst, frage dich: lernst du Fakten oder Konzepte? Fakten gehen mit der Zeit vergessen und müssen nachschlagen werden (aka gegoogelt). Tipps zum Merken von Fakten folgen weiter unten. Konzepte zeigen Zusammenhänge auf und bleiben hängen. Lern Konzepte zuerst, drück sie in eigenen Worten aus und teste dich dazu. So speicherst du das Wissen und kannst es aktiv erinnern. Wenn du bloss die mit Leuchtstift markierten Stellen in den Notizen anschaust, kannst du sie zwar erinnern, wenn du sie wieder siehst – aber an der Prüfung fehlen dir solche Impulse. Darum: lerne aktiv.

Sigmund Freud

Der Unterschied zwischen Fakt und Konzept:
Fakt: Sigmund Freud ist der Vater der Psychoanalyse.
Konzept: Die Psychoanalyse.

4. Mach gute Notizen während der Weiterbildung

In einem früheren Blogpost hat eggheads bereits einmal das Thema Notizen aufgegriffen. Gute Notizen helfen dir beim Verstehen und Erinnern. Setzt dich nach dem Kurs hin, ergänze Notizen und hebe Wichtiges hervor. Wenn du sattelfest bist, wage dich an die Krönung: den Stoff deiner Weiterbildung andern beizubringen. Klappt’s? Dann kann nichts mehr schief gehen.

So machst du gute Notizen in deiner Weiterbildung

Gute Notizen helfen dir, dich nicht zu verzetteln.

5. Hol alles aus den Kursunterlagen

Einfach Lesen genügt nicht. Eine aufwändige aber angesehene Methode für effektives Lesen in sechs Schritten ist die SQ3R-Methode. Dazu gehören:

  • Survey: Gewinn den Überblick. Um was geht es in einem Kapitel überhaupt?
  • Question: Formulier Lernfragen: Welche Fragen sollte das Kapitel klären?
  • Read: Lies den Text. Was ist wichtig? Kennzeichne es.
  • Recite: Denk nach. Wie lässt sich der Inhalt mündlich und schriftlich zusammen fassen?
  • Review: Blick zurück. Wie hängen die Kapitel zusammen? Wie lässt sich das Wissen im Berufsalltag anwenden?

Mehr über die SQ3R-Methode bei Wikipedia

Der 6. und letzte Lerntipp: Bilde Eselsbrücken beim Lernen

Damit Zahlen nicht mehr nackt und Fakten nicht mehr gesichtslos sind, verwende Eselsbrücken. Drei Ansätze:

  • Abkürzungen: drücke Abkürzungen in einem Satz aus, der thematisch passt und den du dir merken kannst.
  • Redewendungen: Passe geflügelte Worte dem Stoff deiner Weiterbildung an.
  • Bildassoziationen: Versuch aus den Inhalten und Begriffen ein Bild abzuleiten, das dir bleibt. Es ist okay, wenn es so ausgefallen ist, dass es nur dir hängen bleibt. Hier ein Beispiel wie sich jemand Sofia als Hauptstadt von Bulgarien merkt (Sofa, Bull, Gary).
Lerntipp Bildassoziationen

Wenn das Bild nicht hängen bleibt: eine Bildassoziation für die Hauptstadt Bulgariens – Sofia. Bull + Gary + Sofa

Mit diesen Tipps hast du etwas in der Hand, das dir zur Vorbereitung auf die Abschlussprüfung deiner Weiterbildung helfen kann. Sie mögen zum Königsweg werden – oder völlig unpraktisch bleiben. Einen Versuch sind sie hingegen wert. Eine gute Idee ist es jedenfalls, nicht zu spät los zu legen und verschiedene Tipps und Tricks zu probieren.

Viel Erfolg bei deinen Prüfungen wünscht dir eggheads.ch.

Photo Credits. Thanks Miika Silfverberg (for egg-timer), freeparking 😐 for Sigmund Freud, Memory-Improvement-Tipps.com for Bull Gary, Unsplash.